Anlässlich der Verleihung des Deutschen Schulpreises äußert sich Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) folgendermaßen:

 

„Der VBE steht für Qualität in der Bildung. Wir freuen uns, dass mit dem Deutschen Schulpreis eine Würdigung für besondere Leistung und außerordentliches Engagement von Schulen etabliert werden konnte. Ohne das Votum der Jury zu kennen, gratulieren wir den verdienten Preisträgerinnen und Preisträgern und bedanken uns bei allen teilnehmenden Schulen für ihren Einsatz, innovative Konzepte zur Verbesserung der Bildungsqualität und zum Abbau von Bildungsungerechtigkeit zu entwickeln. Ich warne die politisch Verantwortlichen jedoch davor, diesen Anlass zu nutzen, um den Blick auf die desolate Situation an den Schulen zu verschleiern und der Öffentlichkeit zu suggerieren, dass alles nur halb so schlimm ist und Schule funktioniert, wenn die Lehrkräfte nur wollen.

 

Ich sage in aller Deutlichkeit: Wir sind von einem Start in ein Jahrzehnt der Bildungschancen, wie er im Koalitionsvertrag der amtierenden Bundesregierung steht, weiter entfernt denn je. Wir sind längst in einem Jahrzehnt der Notversorgung der Schulen angekommen. Nie war die Zahl der unbesetzten Stellen zu Beginn eines Schuljahres größer, nie mussten mehr Lehrkräftestellen mit nicht originär ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden, nie war die Hilflosigkeit der Politik größer. Die Lehrkräfte, die im System sind, versuchen den Schülerinnen und Schülern – trotz Pandemie und Flüchtlingswelle – so gut wie möglich gerecht zu werden. Wir beobachten aber mit Sorge, dass sie dabei permanent an ihre gesundheitlichen Grenzen und darüber hinaus gehen. Titel für Projekte zur Pensionärsgewinnung, wie „Grau macht schlau“ in Thüringen, die Tatsache, dass Gymnasiallehrkräfte in einigen Bundesländern an Grundschulen zwangsversetzt werden, weil dort der Personalmangel noch größer ist oder der Einsatz von Headhuntern, um Lehrkräfte aus anderen Bundesländern abzuwerben, machen ungeschminkt deutlich, wo wir stehen.

 

Eine Aussage, wie die der Senatorin Busse aus Berlin, wonach Eltern, Lehrkräfte und Schüler:innen sich auf zehn schwere Jahre einstellen müssen, macht zudem deutlich, dass die Politik weiß, dass sie die desolate Situation an den Schulen in den nächsten Jahren nicht auflösen kann. Der Ausnahmezustand in den Schulen ist längst zum Alltag geworden.

 

Der VBE ist nicht bereit, den herrschenden Mangel als neue Normalität zu akzeptieren und Qualitätsstandards in der Bildung aufzugeben. Wir erwarten daher anlässlich der heutigen Preisverleihung, dass die Politik damit beginnt, neben dem berechtigten Jubel und der Freude über gelungene Projekte, die Gesellschaft endlich darüber aufzuklären, mit welchen Einschränkungen im Schulbereich wir in den kommenden Jahren rechnen müssen. Darüber hinaus braucht es eine sofortige Initiative zur Gewinnung neuer Lehrkräfte und Fachpersonal anderer Professionen, die sie bei ihrer Arbeit unterstützen können. Andernfalls wird der Krankenstand deutlich ansteigen und die Personalsituation wird sich noch weiter verschärfen.“

vbe-redaktionsteam

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