VBE-Landesvorsitzender Helmut Pastrik: Rechtssicherheit herstellen – Schulgesundheitsfachkräfte einstellen!
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) fordern die Ausbildung und den zeitnahen, bedarfsgerechten und flächendeckenden Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften.
Beide Verbände haben Bildungs- und Gesundheitsministerinnen und -minister in Bund und Ländern mit einem gemeinsamen Forderungsbrief angeschrieben. Auch der VBE Sachsen-Anhalt schließt sich dieser Initiative an und fordert aufgrund der steigenden Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen im schulpflichtigen Alter, der zu realisierenden Inklusion an Schulen und der anhaltenden gesundheitsschädigenden Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen ein professionelles Schulgesundheitsmanagement aufzubauen und eine Schulgesundheitsfachkraft mit dieser Aufgabe zu betrauen.
Der VBE-Landesvorsitzende Helmut Pastrik begrüßt ausdrücklich diese gemeinsame Initiative als „längst überfällig“. In anderen Bundesländern wie in Hessen und Brandenburg gibt es entsprechende Erfahrungen aus Modellprojekten, erste Schulgesundheitsfachkräfte wurden ausgebildet und werden eingesetzt. „Und worauf warten wir?“, so der Landesvorsitzende weiter. „Wir fordern, dass Modellprojekte schnellstmöglich auch in anderen Bundesländern, so auch in Sachsen-Anhalt, begonnen werden und wir zeitnah zu einem flächendeckenden Einsatz kommen. Das sind wir unseren Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern schuldig.“
Der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beckmann, zeigt die Dringlichkeit auf: „Durch Inklusion ist nicht nur die pädagogische Herausforderung gewachsen, sondern auch der Anspruch an eine medizinische Versorgung der Kinder gestiegen. Und da geht es nicht um Schnupfen, sondern zum Beispiel um Krebs, Epilepsie und schwerwiegende Allergien sowie chronische Erkrankungen.
Die Schulgesetze regeln in unterschiedlicher Weise die Bestimmungen zu Assistenz bei der Medikamentengabe. Um den häufigen „Bitten“ der Eltern nachzukommen und Inklusion zu ermöglichen, begeben sich Lehrkräfte in eine Grauzone des Rechts. Damit provoziert die Politik eine nicht zu unterschätzende Freiwilligkeitsfalle – mit möglicherweise schwerwiegenden Folgen.“
Der BVKJ und der VBE fordern:
Inklusion muss zu Ende gedacht werden. Die Politik darf die Verantwortung nicht einfach auf die Lehrkräfte abschieben. Medizinische Assistenz sollte von dafür ausgebildetem Personal durchgeführt werden.
Der Präsident des BVKJ, Dr. Thomas Fischbach, stellt fest: „Es gibt steigende Erkrankungsraten mit chronischen Krankheiten. Auch und insbesondere das Auftreten von Diabetes Typ2-Erkrankungen haben sich in den letzten Jahren verfünffacht. Kinder, die chronische Krankheiten haben, benötigen fortlaufend, auch während des Schulalltags, medizinische Assistenz.“
Der BVKJ und der VBE fordern:
Kinder mit chronischen Erkrankungen müssen die Schule besuchen können. Der Staat muss auch daher eine medizinische Grundversorgung durch Schulgesundheitsfachkräfte an allen Schulen sicherstellen.
Zusätzlich zu den regelmäßigen Untersuchungen bei dem Kinder- und Jugendarzt müssen Schülerinnen und Schülern Angebote zur Gesundheitsprävention erhalten. Die Lehrkräfte können dies nicht zusätzlich leisten. Schulgesundheitsfachkräfte sollen präventive Angebote machen und damit zu einer gesünderen Lebensweise der Schülerinnen und Schüler beitragen.
Zum Hintergrund:
Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation sind die Gesundheitschancen und Entwicklungsmöglichkeiten zwar besser als je zuvor, aber viele junge Menschen verhalten sich weiterhin gesundheitsbeeinträchtigend.
Aus einer anderen WHO-Studie (HBSC) geht hervor: Bei bis zu 10 Prozent der Kinder eines Schuljahrgangs sind langanhaltende körperliche oder psychische Auffälligkeiten festzustellen. Zudem ist belegt, dass es einen engen Zusammenhang zwischen Gesundheit und Bildungserfolg gibt. Auch daraus ergibt sich nach Auffassung von BVKJ und VBE die Verpflichtung des Staates, präventiv tätig zu werden.
Udo Beckmann, VBE-Bundesvorsitzender, fasst zusammen: „Lehrkräfte haben Bildungs- und Erziehungsauftrag. Die medizinische Betreuung, die Medikamentengabe und Präventionskurse müssen von Schulgesundheitsfachkräften übernommen werden.
Dr. Thomas Fischbach, BVKJ-Präsident, ergänzt: „Medizinische Assistenz an der Schule sollte nur von medizinischen Fachkräften ausgeübt werden. Wir erkennen das hohe Engagement der Lehrkräfte an, aber stellten fest: Das darf kein Dauerzustand sein. Deshalb fordern wir von der Politik einen entschiedenen Kurswechsel, damit Deutschland endlich in dieser Frage zu einem weltweiten Standard aufschließt.“