Am 14.09.2018 legte der Bildungsminister M. Tullner aktuelle Zahlen zu den Schülerinnen und Schülern sowie zur Unterrichtsversorgung an den öffentlichen allgemeinbildenden Schulen vor.

Zwei Zahlen machen das Dilemma deutlich:

• Im Vergleich zum vergangenen Jahr stieg die Schülerzahl um 957 an.
• Die Unterrichtsversorgung beträgt nur 99,4 % und ist damit erstmalig unter 100%.

„Im Endeffekt sind die Kinder die Leidtragenden, weil sie keinen guten und vollständigen Unterricht bekommen“ so Torsten Wahl, Landesvorsitzender des VBE Sachsen-Anhalt.

Derzeit lernen 176.995 Schülerinnen und Schüler an den öffentlichen Schulen in Sachsen-Anhalt. Besonders stark stieg die Anzahl der Schülerinnen und Schüler in den Grundschulen (+381), Förderschulen (+331) und Gemeinschaftsschulen (+1059). Damit setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Seit dem Schuljahr 2015/2016 ist die Anzahl der Schülerinnen und Schüler um insgesamt 5.472 angestiegen. Seit dem Schuljahr 2010/2011 stieg die Zahl insgesamt sogar um 13.429 an.

Dem gegenüber können vom Gesamtbedarf von 304.196 Lehrerwochenstunden (LWS) derzeit 302.245 durch verfügbares Arbeitsvermögen abgedeckt werden.

Das Defizit von 1.951 Lehrerwochenstunden entspricht rechnerisch 77 Lehrkräften.
Aufgrund von Langzeiterkrankungen, Elternzeiten und Mutterschutz sowie Anrechnungen wird dieses Arbeitsvermögen weiter gemindert durch:

• Altersermäßigungen
• Schwerbehindertenermäßigungen
• Vorrübergehend geminderte Dienstfähigkeit
• Anrechnungen für Schulleitungsaufgaben
• Anrechnungen für besondere Belastungen
• Anrechnungen für Unterricht in der Qualifikationsphase
• Anrechnungen für die Betreuung von Lehrkräften im Vorbereitungsdienst und von Seiteneinsteigern.

Allein die Zahl der Personen, die sich im Mutterschutz bzw. in Elternzeit befinden, hat sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. Im Schuljahr 2013/2014 waren 161 Personen in Elternzeit oder Mutterschutz. Im vergangenen Schuljahr waren es 372. Die Tendenz ist weiter steigend.

Das Bildungsministerium versuchte mit Hilfe von Neueinstellungen von 610 geplanten Stellen dagegen vorzugehen. Letztlich konnten aber nur 420 besetzt werden.

Von diesen 420 Stellen wurden 148 mit ehemaligen Lehrkräften im Vorbereitungsdienst sowie 96 Seitensteigern besetzt. Damit sind insgesamt 270 Seiteneinsteiger im Schuldienst des Landes beschäftigt. Außerdem wurden 22 von 55 Stellen, die mittels Zulagen schmackhaft gemacht werden sollten, besetzt.

Der vorherrschende Lehrermangel verstärkt weiter den Arbeitsdruck und die Belastung der Kollegen. Das frustriere auch, weil sie ihr Ziel, die Schüler bestmöglich zu fördern, nicht erfüllen könnten. „Der Anstieg der Lehrer-Überstunden ist ein Ergebnis der stetig steigenden Personalknappheit an den Schulen. Die verbliebenen Lehrer mussten und müssen immer mehr Vertretungsüberstunden übernehmen. Eine Entspannung ist nicht in Sicht. Viele Lehrer werden wohl auf ihrer Mehrarbeit sitzen bleiben“, kritisiert Torsten Wahl.

vbe-redaktionsteam

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