Das Erlernen der Handschrift weist sich nachweislich positiv auf die Entwicklung der motorischen und geistigen Fähigkeiten von Kindern aus. Was wir handschriftlich notieren, können wir uns besser merken. Das gilt auch für Schülerinnen und Schüler beim Erlernen von Unterrichtsstoff. Allerdings gibt es keine neueren Erkenntnisse zum Handschrifterwerb. Auch der Einfluss des Einsatzes digitaler Endgeräte auf den Handschreiberwerb und die Dualität beider Methoden im Unterrichtseinsatz ist nicht erforscht. Aus diesem Grund führen das Schreibmotorik Institut und der Verband Bildung und Erziehung als exklusiver Kooperationspartner die Umfrage „STEP 2019: Studie über die Entwicklung, Probleme und Interventionen zum Thema Handschreiben“ durch.
Fokus der Studie ist, zu identifizieren, welche Probleme mit dem Handschreiben es gibt, woher sie kommen und wie sie sich in der Praxis lösen lassen? Denn es ist unklar, wie viele Schülerinnen und Schüler derzeit Schwierigkeiten haben, eine „gut lesbare, flüssige Handschrift“ zu entwickeln, wie es in den Bildungsstandards vorgegeben ist. Die Umfrage soll eine Datengrundlage liefern, die hilft, politischen Druck aufzubauen – damit Kitas und Schulen mehr Ressourcen zur Förderung erhalten.
Hier geht es zur Umfrage: https://media.4teachers.de/step2019/
Die Umfrage findet ab sofort bis Januar 2019 statt.
Dr. Marianela Diaz Meyer, Geschäftsführerin des Schreibmotorik Instituts
„Es geht beim Handschreiben nicht nur um eine schöne, aber im Zeitalter der Digitalisierung doch verzichtbare Kulturtechnik – sondern um Bildungschancen. Neurowissenschaftler weisen darauf hin, dass bei Kindern die motorische und die kognitive Entwicklung zusammenhängen. Wissenschaftliche Tests belegen, dass mit wenig Aufwand durch spielerische Übungen sich die schreibmotorischen Fähigkeiten der Kinder schnell verbessern lassen. Allerdings benötigen die ohnehin schon stark belasteten Kitas und Schulen dafür Unterstützung. Ich appelliere an Lehrkräfte aller Schulformen, sich an der STEP-Studie, einer Online-Umfrage auf 4teachers, zu beteiligen und dafür 15 Minuten aufzuwenden, um die Probleme öffentlich zu machen.“
Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE)
„Handschreiben ist keine überholte Technik. Gestern, heute und auch morgen wirkt sich das Schreiben mit der Hand positiv auf die Entwicklung der motorischen und geistigen Fähigkeiten eines Kindes aus. Dies belegen Studien. Gleichzeitig sehen wir die gesellschaftliche Entwicklung. Die Digitalisierung schreitet voran und macht auch vor Schule nicht halt. Wir sind überzeugt, dass der Einsatz digitaler Endgeräte im Unterricht im Methoden-Mix ein sinnvolles Mittel sein kann. Deshalb wollen wir das Handschreiben auch nicht dagegen ausspielen. Es darf nicht um ein ‚entweder-oder‘, sondern muss ein ‚sowohl-als-auch‘ gehen. Mit der Umfrage legen wir den Finger an den Puls der Zeit und wollen auch Fragen zur Dualität der bewährten und modernen Kulturtechniken beantworten. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie sich beteiligen und uns so ermöglichen, ein repräsentatives Lagebild aus den Schulen zu erhalten!“
Angesichts der gegenwärtigen Diskussion zu Schreib- und Lese-Lern-Methoden wird eines deutlich: An den Kulturtechniken des eigenen Schreibens und Lesens führt kein Weg vorbei. Aber auch die Diskussionen um Ziele, Inhalte und Formen der digitalen Bildung tragen auch zur Diskussion um die eigene Handschrift bei.
Wer hat nicht von uns schon vor dem Problem des digitalen Unterschreibens nach einem Einkauf gestanden? Wer mit Whiteboards oder anderen Geräten zur handschriftlichen Eingabe arbeitet wird festgestellt haben, dass dies anfangs ziemlich „umständlich“ gewesen ist. Und die Älteren unter uns wissen bestimmt auch noch, wie kompliziert es während der Studienzeit war, die versäumte Vorlesung nur anhand von Mitschriften nachzuarbeiten.
Anhand der genannten Beispiele wollte ich Ihnen die Wichtigkeit der Handschrift und vor allem das Erlernen des Schreibens verdeutlichen.
Daher möchte ich Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, ermuntern sich an der Studie zu beteiligen. Diese Studie ist offen für alle Lehrerinnen und Lehrer, aber auch für pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und je mehr von uns an dieser Studie teilnehmen, umso genauer werden die Ergebnisse. Am Ende werden wir als VBE Sachsen-Anhalt entsprechende Forderungen ableiten.
Torsten Wahl,
Landesvorsitzender